Zur Ausstellung „Was ist hinter dem Vorhang?“

von Damian Zimmermann

In ihrer neuen Einzelausstellung „Was ist hinter dem Vorhang?“ schaut Ulla Philipp nun hinter das Hindernis, das sie mit ihrem Vorhang-Bild aus dem Jahr 2009 aufgebaut hat. Nur ist das kein leichtes Stück Stoff, den man einfach so beiseite schieben kann. Nein, der Vorhang wirkt eher wie eine massive Wand, von der der Putz fällt – alt, fleckig und brüchig, aber doch undurchdringlich.

Der Blick, den Ulla Philipp nun frei gibt, ist hingegen bunt und ihre Figuren sind so vielseitig wie die Künstlerin selbst – schließlich ist sie nicht nur Malerin, sondern auch ausgebildete Sängerin und Schauspielerin. Ihre Protagonisten sind verletzlich und stark, humorvoll und einsam, ängstlich und heiter, konservativ und infantil. Sie spiegeln die gesamte Palette der menschlichen Existenz wider – und genau das zeichnet auch ihre besondere Qualität aus. Dabei schafft Philipp einen bemerkenswerten Spagat: Auf der einen Seite legt sie sich nicht fest, auf der anderen wird sie deshalb aber noch lange nicht beliebig oder gar gefällig. Und obwohl sie mittlerweile einen ganz eigenen, fast schon unverwechselbaren Stil entwickelt hat, fällt eine Einordnung weiterhin schwer.

Ihre technischen Anfänge, in denen sie mit Spachtel und Farbrolle gearbeitet hat, sind heute noch sichtbar. Und wenngleich sie mittlerweile zu differenzierteren Mitteln und Techniken greift, bleiben ihre Leinwände doch immer auch sehr physisch: Farbe wird aufgetragen und wieder herunter gekratzt, Papierstreifen aufgeklebt und Farbe zerläuft. Manches geschieht intuitiv und sehr direkt. So wie beispielsweise ihre   reduzierte Zeichnung „Ein Mann erschrickt vor sich selbst“ und auch das zarte „Selbstbetrachtung mit schwarzer Einkaufstasche“.

Für ihre anderen, „fantastischen“ Arbeiten holt Philipp sich ihre Inspiration häufig aus den eigenen nächtlichen Träumen – so wie für „Bündel Beine“, in denen mehrere Menschen kopfüber in einem viel zu engen Krater feststecken und nur noch ihre Gliedmaßen oben heraus ragen, oder für „Die Träumer“, in denen ihre Figuren – gesichtslose, konservative Bürger – die Bodenhaftung verlieren und, von großen Luftballons auf dem Kopf gezogen, davon schweben. Diesen humorvollen Leinwänden setzt Philipp dann allerdings immer wieder stille, nachdenkliche Arbeiten entgegen, in denen einzelne Personen an den Bildrand lehnen oder zerschnitten und wieder zusammengesetzt werden. Beide – Humor und Nachdenklichkeit – liegen bei ihr sehr dicht beieinander – und genau das macht auch den ganz besonderen Reiz ihres Œuvres aus.